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Zinssenkung der EZB könnte zu Blasen führen

Die aktuelle Zinssenkung der EZB überraschte die Märkte, durch sie verbilligen sich Verbraucherkredite um ein Weiteres. Doch warnen Finanzpolitiker vor spekulativen Blasen als Folge einer Geldpolitik, die mehr als umstritten ist.


Zinssenkung

Der EZB Zinsentscheid wird nicht von allen Ratsmitgliedern befürwortet

Die Entscheidung zum Leitzins wurde keineswegs einstimmig getroffen, mehr als 25 Prozent der EZB-Ratsmitglieder hatten Bedenken und stimmten dagegen. Die Zentralbank senkte am Donnerstag völlig überraschend den Leitzins auf 0,25 Prozent, sie will damit die angeschlagene Wirtschaft in der EU zu mehr Investitionen bewegen und Finanzierungen erleichtern. Der Eurozone drohe derzeit keine Inflation, meinte der EZB-Präsident Mario Draghi und schloss weitere Bewegungen des Zinssatzes nicht aus.

Bei den deutschen Politikern stieß die Entscheidung auf Skepsis. Sie sehen den Spielraum der Zentralbank im Fall einer weiteren Wirtschaftsverschlechterung zu eng, um effizient reagieren zu können. Sie meinten, dass jetzt schon zu viel Liquidität an den Kapitalmärkten vorhanden sei und das die Gefahr von Vermögensblasenbildung durch den Beschluss keineswegs niedriger wird. Durch das billige Geld steigt die Gefahr von Fehlinvestitionen, vor allem bei Immobilien und Aktien. Der Euro befand sich nach dem Bekanntwerden der Zinssenkung zeitweise im freien Fall. Er stürzte innerhalb kürzester Zeit um über zwei Cent, konnte sich jedoch im weiteren Verlauf des Handelstages wieder etwas erholen.

Die Zinssenkung der EZB gefährdet auch die Altersvorsorge

Durch die Zinssenkung wird Banken und Fonds die Verzinsung von Kapital wie beispielsweise Sparguthaben noch schwerer gemacht, als sie derzeit schon ist. Deswegen sehen gerade Verbraucherschützer die Altersvorsorge und die Lebensversicherung in der Zukunft noch stärker unter Druck. Aufgrund der auch jetzt schon niedrigen Zinsen können die Versicherer an den Kapitalmärkten nicht die erforderlichen Gewinne erzielen, aus denen sie die garantierten Zinsen ihrer Verträge bezahlen sollen. Die derzeitigen Geschäftsmodelle der Anbieter müssen überdacht und den veränderten Bedingungen angepasst werden.

Die von vielen Ökonomen befürchtete Blasenbildung zeigt sich in mehreren Varianten. Die Zinssenkung verbilligt die Kredite derart, dass Investitionen in beispielsweise Immobilien leichter fallen. Durch die so entstehende Nachfrage steigen zwar die Immobilienpreise, doch es entwickelt sich rasch ein Überangebot, welches die Preise wieder verfallen lässt und den Banken Kreditausfälle bescheren kann. Andere Formen der Blasenbildung basieren auf überzogenen Erwartungen von Anlegern in puncto Unternehmensentwicklungen. Der EZB-Präsident steht zu seiner Entscheidung und sieht die Zinssenkung durch das schnelle Sinken der Inflationsrate gerechtfertigt.

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