Ratingagentur warnt vor deutschen Lebensversicherern

Der Druck auf die deutschen Lebensversicherer hält an. Eine Ratingagentur hat der Branche jetzt schlechte Aussichten attestiert und dies mit der anhaltenden Niedrigzinssituation sowie künftig schärferen Kapitalanforderungen begründet.


Lebensversicherer

Erodierende Erträge und strengere Anforderungen

Es ist die US-Ratingagentur Moody's, die zu dieser düsteren Einschätzung kommt. Vor allem kleinere Lebensversicherer könnten durch die Entwicklung in ihrer Existenz gefährdet sein, so die US-Analysten. Sogar von einem möglichen Zusammenbruch von Marktakteuren, der zu einem weitreichenden Imageschaden für die Branche insgesamt führen könnte, ist in dem Statement von Moody's die Rede. Die Ratingagentur sieht kleinere Versicherer vor allem deshalb gefährdet, weil sie über eine vergleichsweise schwache Kapitalausstattung verfügen.

Hier gelten ab 2016 strengere Anforderungen im Zuge von Solvency II. Dafür wird zusätzliches Eigenkapital benötigt, das üblicherweise aus Erträgen gebildet wird. Auf der Ertragsseite befinden sich die Unternehmen allerdings in einer sehr unkomfortablen Situation. Im Anlagebestand laufen zunehmend höherverzinsliche Anlagen aus und können nur durch niedrigverzinste Papiere ersetzt werden. Die Erträge erodieren dadurch systematisch.

Garantiezusagen belasten stark

Auf der anderen Seite belasten hohe Garantiezusagen. Angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen wird es für die Lebensversicherer immer schwieriger, die Garantieverzinsung abzudecken. Zwar wurde der gesetzliche Garantiezins zum Jahreswechsel erneut auf nunmehr 1,25 Prozent gesenkt. Diese Absenkung gilt aber nur für Neuverträge. Bei Verträgen im Bestand sind die oft noch deutlich höheren Garantiezusagen früherer Jahre zu erfüllen. Es gab einmal Garantiezinsen von vier Prozent. 

Angesichts von Zinsen nahe Null sind solche Verträge für die Lebensversicherer ein Zuschussgeschäft, dem sie sich kaum entziehen können. Vom Gesetzgeber her sind sie vielmehr gezwungen, eine sogenannte Zinszusatzreserve aus laufenden Überschüssen zu bilden, um solche Verpflichtungen zu bedienen. Das belastet nicht nur das Neugeschäft, sondern auch das Ergebnis. Eine Änderung der Lage ist nicht in Sicht - im Gegenteil, mit dem angekündigten Anleihekaufprogramm der EZB wird die Situation nicht nur verlängert, sondern womöglich nochmals verschärft. 

Versicherungswirtschaft widerspricht Ratingagentur 

Der Gesetzgeber hat im letzten Jahr mit dem Lebensversicherungsreformgesetz versucht, den Versicherungen etwas Luft zu verschaffen. Die Absenkung des Garantiezinses war dabei eine Maßnahme. Ob das ausreicht, daran sind Zweifel angebracht. Noch wiegelt der Spitzenverband der Versicherungswirtschaft ab und sieht keine akute Gefährdung einer deutschen Lebensversicherung. Vermutlich würde die Versicherungswirtschaft auch den Kollaps eines oder sogar mehrerer kleiner Lebensversicherer auffangen können.

Sehr viel dramatischer wäre die Situation, wenn auch größere Unternehmen ins Trudeln kämen. Dann dürfte eine Rettung wesentlich schwieriger werden und mancher Inhaber der gut 91 Millionen Lebensversicherungsverträge in Deutschland müsste Ausfälle befürchten.


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